»Ein guter Züchter züchtet nur mit gesunden Tieren.« Den Satz kennt man – nicht zuletzt, wenn man schon ein wenig auf diesem Blog herumgelesen hat. Nicht wahr?
Bloß: Was heißt denn »gesund«? Wie definiert man eine gesunde Maine Coon Katze?
Tja. Zum einen bedeutet es, dass die Vierbeiner weder als Mutterschiffe für Flöhe, Milben oder Darmparasiten herhalten noch mit all den gefürchteten Katzenkrankheiten infiziert sind, die überall dort boomen, wo viele Katze auf einem Haufen leben.
Zum anderen ist der Begriff »Gesundheit« in der Rassekatzenzucht eng mit der Genetik der Tiere verwoben. Denn Zucht bedeutet immer Vererbung. Und vererbt werden nicht nur optische und charakterliche Merkmale, sondern auch Krankheiten. Das ist der kritische Faktor, den viele Fans einer bestimmten Rasse leider allzu oft außer Acht lassen: Sie wollen ein Tier mit bestimmten sichtbaren Eigenschaften – »groß soll sie sein, und plüschig, und am besten dreifarbig!« – und kaufen dann kopflos das Fellbündel, das süß ausschaut und dabei billig ist.
»Süß« ist aber nicht gleichbedeutend mit »gesund«. Erbkrankheiten sieht man einem Kitten seltenst an der Nasenspitze an.
Deshalb sollte bei der Züchtersuche nie das Herz allein entscheiden. Natürlich mischt es mit, das tut es immer. Aber: Der Kopf muss vorher ein paar Fragen stellen.
Welche Erbkrankheiten du beim potenziellen Züchter deines neuen Fellkumpels ansprechen solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Inhalt
Maine Coons: Noch robuste und gesunde Naturburschen?
Da die Coonies eine Naturrasse sind, findet man in vielen Rassevorstellungen noch den Satz, dass die Tiere widerstandsfähig und wenig anfällig für Krankheiten seien. Bei der wilden Optik der sanften Riesen ist das ja auch naheliegend: So ein großes Fellmonster schmeißt doch nichts so schnell aus der Bahn, oder?!
Tatsächlich wiegt man sich durch derartige Aussagen schnell in falscher Sicherheit. Da es die Coons im Laufe der Jahrzehnte geschafft haben, zur Moderasse zu avancieren, ist in den Linien verdammt viel krankes Genmaterial unterwegs. Das ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage: Menschen wollen etwas, möglichst billig, also produzieren andere Menschen dieses Etwas – auch möglichst billig. Heißt: Alles, was nach Waldkatze aussieht, wird verpaart und verschachert. Inzucht (beim ohnehin kleinen Genpool der Maine Coons)? Egal. Infektionen? Egal. Parasiten? Egal. Erbkrankheiten? Völlig wumpe – das merken die neuen Halter sowieso erst, wenn’s zu spät ist.
Schlechte Zucht macht die gesündeste Rasse kaputt. Das ist Fakt. Deswegen kann man heutzutage nicht bei Ebay Kleinanzeigen den nächstbesten angepriesenen Maine Coon-Wurf heraussuchen, 300 Euro bezahlen und meinen, das Tier sei dann schon gesund und robust. Ist es bei diesem Preis nämlich höchstwahrscheinlich nicht.
Ein Tier aus guter Zucht dagegen? Der Boss wird demnächst zehn Jahre alt, hat ein paar Zipperlein, ist aber prima zurecht. Indio ist jetzt zwei Jahre alt und war noch nie krank. Budd hat eine Futtermittelallergie und neigt gelegentlich zu Durchfällen, ist davon ab aber top in Schuss. Angst um die Drei muss ich entsprechend nicht haben. Natürlich kann jedes Tier mal kränkeln – aber wir sind hier weit, weit entfernt von der »Rassetiere sind krank, Mischlinge sind gesünder«-Legende.
Erbkrankheiten der Maine Coon
Stellte ein Züchter früher seine Zuchttiere auf seiner Website vor, so war es schon viel, wenn dabei irgendwo die Abkürzung »HCM« genannt wurde. Heute halten viele Maine Coon Züchter löblicherweise ein ganzes Bataillon an Testungen im Profil ihrer Tiere fest – und der ungeübte Liebhaber findet sich plötzlich inmitten einer Buchstabensuppe wieder:
»HCM-Schall, PKD- und Leberschall 06/2018 negativ; HCM, PKD, SMA, PKdef N/N; HD, ED, PL Röntgen Grad 0 / normal« – bitte was?!
Um die Anzahl an Fragezeichen überm Schädel ein wenig zu reduzieren, sind hier alle diese Abkürzungen bzw. Krankheiten einmal aufgeschlüsselt und erklärt.
Dass es so eine knackige Anzahl an zu testenden Erbkrankheiten bei den Coonies gibt, bedeutet übrigens nicht, dass die Rasse im Gegensatz zu anderen ein so hohes Potenzial hätte, krank zur Welt zu kommen. Vielmehr spricht es von allmählich wieder steigendem Verantwortungsbewusstsein der Züchter, dass die Testbereitschaft so hoch ist!
HCM – Die gefürchtete Herzkrankheit
Bei der Hypertrophen Kardiomyopathie (aus dem Englischen HCM) handelt es sich allgemein gesprochen um eine Verdickung des Herzmuskels. Das Herz kann sich dabei nicht ausreichend mit Blut füllen, was zur Sauerstoffunterversorgung des Organs und somit zum Infarkt führen kann. Durch Klappenfunktionsstörungen kommt es außerdem zu einem Rückstau von Blut in den linken Vorhof und in den Lungenkreislauf, was Flüssigkeitsansammlungen in Lunge und Brusthöhle verursacht. Häufig bilden sich im vergrößerten linken Vorhof zudem Blutgerinnsel, die sich lösen und dann vorzugsweise die Beinartieren der Hinterläufe verschließen können (Thrombose).
HCM ist die bei (allen!) Katzen am weitesten verbreitete Herzerkrankung und kann primär als Erbkrankheit und sekundär als Folge anderer Krankheiten (gewöhnlich solche, die zu Bluthochdruck führen) auftreten. Leider lässt sich die HCM selten im Anfangsstudium feststellen, weil die Tiere Symptome wie Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Atemnot und Hecheln nach Belastung noch kaum zeigen. Erstes Anzeichen ist meist eher ein vom Tierarzt festgestelltes Herzgeräusch – wobei auch das wiederum nicht alle an HCM erkrankten Tiere haben.
Die Diagnose sowie der Ausschluss einer HCM erfolgen durch eine Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung). Diese stellt immer nur eine Momentaufnahme dar – ein negativ geschalltes Tier kann später immer noch herzkrank werden. Katzen in der Zucht sollten daher alle ein bis zwei Jahre von einem spezialisierten Kardiologen geschallt werden.
Primäre HCM beim Coonie wird autosomal dominant vererbt, sprich: Ein einzelnes betroffenes Allel reicht zur Ausprägung der Krankheit aus. Reinerbigkeit, sprich, zwei betroffene Allele, gehen mit einem höheren Schweregrad der Erkrankung einher.
Es gibt (aktuell zwei populäre) Gentests, die auf bestimmte Mutationen im MYBPC3-Gen testen, die für eine primäre HCM der Maine Coon verantwortlich sein sollen. Wird die Mutation bei einer Maine Coon Katze nachgewiesen, so besteht das hohe Risiko (nicht aber die Garantie), dass sich infolge des resultierenden Proteindefekts eine hypertrophe Kardiomyopathie ausbilden wird. Wird das Tier dagegen negativ (N/N) getestet, so bedeutet das jedoch leider nicht, dass es sicher vor der Erkrankung wäre: Es ist davon auszugehen, dass noch eine Vielzahl weiterer Mutationen mit HCM in Verbindung stehen. Beim Menschen sind davon bereits über 180 nachgewiesen – ein Test auf eine einzelne Mutation hat also keine Aussagekraft darüber, ob nicht vielleicht andere Gendefekte vorliegen.
HCM ist keine reine Coonie-Krankheit. Die Behauptung, die hypertrophe Kardiomyopathie wäre ein reines Rassekatzen-Problem, ist ebenfalls Blödsinn. Dennoch: Die Erkrankung ist nicht heilbar. Bei frühzeitiger Erkennung kann medikamentös eingewirkt werden – viele Katzen bekommen so noch einige schöne Jahre, doch bei vielen Tieren wird die Diagnose erst gestellt, wenn es zu spät ist. Entsprechend ernst muss die HCM in der Maine Coon Zucht genommen werden!
Manche Züchter entscheiden sich gegen die Gentests, weil die Ergebnisse keinen eindeutigen Ausschluss der Erkrankung ermöglichen. Hierüber lässt sich streiten. Die Elterntiere meiner Katzen haben allesamt den DNA-Test nach Meurs bekommen – vor allem sind sie aber regelmäßig negativ geschallt worden. Ein Maine Coon-Züchter, der seine Zuchttiere nicht im Abstand von ein bis zwei Jahren von einem zertifizierten Kardiologen per Ultraschall auf HCM untersuchen lässt, handelt fahrlässig!
Ein kleines Problem bei den Ultraschalluntersuchungen: Es dauert meist einige Zeit, bis Zeichen der Erkrankung auf diese Weise feststellbar sind. Angegeben wird je nach Geschlecht des Tieres ein Alter von 2,5 bis 3 Jahren, bis eine HCM sich so manifestiert hat, dass sie im Schall überhaupt erkennbar wird (und dafür braucht es dann auch entsprechend ausgebildete Tierärzte, die die Bildgebung korrekt interpretieren können). Natürlich werden Zuchttiere trotzdem auch vorher (bestenfalls vor ihrem Zuchteinsatz) geschallt, um zu sehen, ob für den Moment alles gut ist. Das ist jedoch leider kein Garant dafür, dass die Tiere in ein paar Jahren nicht doch noch an HCM erkranken.
Naturgemäß warten die wenigsten Züchter drei Jahre, bis sie mit der ersten Verpaarung loslegen. Aber: Auch hier lässt sich die Spreu vom Weizen trennen. Denn gute Züchter kennen die Linien, mit denen sie arbeiten, und können sich auf die Testergebnisse der Elterntiere ihrer Zuchtkatzen berufen. Und der Generationen davor. Und der davor. Zucht bedeutet, Stammbäume zu studieren und die Genetik eines geplanten Wurfs so gut wie möglich zu erforschen, bevor er fällt!
PKD – Die »Perserkrankheit«
Die Polyzystische Nierenerkrankung (polycystic kidney disease) ist eine autosomal dominant vererbte Krankheit, bei der sich vor allem in den Nieren flüssigkeitsgefüllte Bläschen bilden, die je nach Menge und Ausmaß das gesunde Gewebe schädigen und so im Verlauf zu Funktionsstörungen des Organs führen. Tatsächlich finden sich bei vielen Tieren mit PKD die Zysten auch in anderen Organen, insbesondere der Leber.
Je mehr und je größer die Zysten sind, desto stärker wird das gesunde Nierengewebe verdrängt und die Organfunktion mehr und mehr beeinträchtigt. Die Nieren sorgen dafür, dass Abfallprodukte des Stoffwechsels über den Harn ausgeschieden werden. Versagen die Nieren ihren Dienst, verbleiben diese Stoffe im Körper und es kommt zur Harnvergiftung.
Zeigt eine Katze deutliche Symptome einer Niereninsuffizienz, so sind zwei Drittel des Nierengewebes bereits unwiederbringlich zerstört. Entsprechend bleiben Nierenerkrankungen bei Katzen leider lange unerkannt. Sie äußern sich beim Tier typischerweise durch vermehrtes Trinken und Urinieren, Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen, Apathie, stumpfes, struppiges Fell sowie durch einen charakteristischen Ammoniak-Geruch aus dem Maul.
Eine chronische Niereninsuffizienz, wie sie durch PKD entsteht, ist nicht heilbar. Die Krankheit schreitet voran und endet mit Nierenversagen. Medizinisch kann nur versucht werden, den Verlauf zu verlangsamen. Hierfür wird die Ernährung auf eine spezielle Nierendiät umgestellt. Zusätzlich können Phosphatbinder gegeben werden.
Bei PKD liegen die Zysten bereits bei neugeborenen Kitten vor – sind aber natürlich noch winzig klein. Sichere Diagnosen können ab einem Alter von etwa zehn Monaten mittels Ultraschalluntersuchung gestellt werden. Entsprechend ausgebildete und erfahrene Tierärzte mit ausreichend guten Geräten können unter Umständen auch vorher schon Verdachtsdiagnosen stellen.
Besonders verbreitet ist PKD bei Perserkatzen. Diese wurden jedoch wegen diverser Merkmale auch in andere Katzenrassen eingekreuzt, sodass sich PKD bei etlichen Katzenrassen findet – auch bei den Coonies. Es gibt einen Gentest, mit dem der für PKD verantwortliche Defekt bei Persern sowie Katzen, in die Perser eingekreuzt wurden, nachgewiesen werden kann. Die meisten verantwortungsbewussten Maine Coon-Züchter lassen ihre Katzen sowohl mit dem Gentest als auch per Ultraschall untersuchen.
SMA – »Muskelschwund«
Die Spinale Muskelatrophie ist eine Erkrankung der Motoneuronen, bei der es zum Absterben der für willkürliche Bewegungen zuständen Nervenzellen im Rückenmark kommt. Die Neuronen verlieren im Verlauf der ersten Lebensmonate mehr und mehr ihre Funktion, sodass Kitten schon im Alter von wenigen Wochen erste Anzeichen von Muskelschwund und Bewegungsbeeinträchtigungen zeigen. Die Katzen zeigen ein auffälliges Gangbild mit schwankendem, schaukelndem Hinterteil und positionieren die Hinterbeine zugunsten der Stabilität im Stand häufig in einem ungewöhnlichen Winkel, bei dem sich die Knöchel beinahe berühren. Beim Springen und Landen werden die Tiere zunehmend unsicher. Außerdem ist ein leichter genereller Tremor beobachtbar.
Nach dem anfänglich schnellen Voranschreiten der Erkrankung verlangsamt der Verlauf sich nach ein paar Monaten, sodass je nach Schweregrad der Krankheit unterschiedlich ausgeprägte Bewegungseinschränkungen bestehen bleiben, viele Tiere aber durchaus noch einige Jahre bei entsprechender Pflege leben können.
SMA wird autosomal rezessiv vererbt. Für den Ausbruch der Krankheit müssen Katzen also sowohl von der Mutter als auch vom Vater das betroffene Gen vererbt bekommen. Doch auch Tiere, die den Gendefekt nur tragen, aber nicht zeigen, vererben die Anlagen für SMA weiter. Mit diesen Tieren sollte ebenfalls auf keinen Fall gezüchtet werden!
Es gibt einen Gentest, mit dem Maine Coons auf den für Spinale Muskelatrophie verantwortlichen Gendefekt untersucht werden können. Für die Zucht geeignet sind lediglich N/N getestete Katzen, also Tiere, die die Mutation nicht tragen und nicht vererben können! Heterozygote Träger (N/SMA) geben das betroffene Gen mit 50%iger Wahrscheinlichkeit an ihre Nachkommen weiter. Verpaart man zwei Trägertiere, können Kitten des Wurfs an SMA erkranken! Homozygot betroffene Katzen (SMA/SMA) erkranken mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit selbst und vererben das Gen in jedem Fall an ihre Nachkommen.
Der Gentest kann in jedem Alter (auch schon beim Kitten) durchgeführt werden.
PKdef (nicht zu verwechseln mit PKD!)
Die Pyruvat-Kinase-Defizienz (PK oder PKdef) ist eine erbliche Störung des Energiestoffwechsels in den roten Blutkörperchen, die durch das Fehlen des Enzyms Pyruvat-Kinase verursacht wird. Dadurch kommt es zur Hämolyse, dem Auflösen der Erythrozyten, was langfristig wiederum eine Anämie (Blutarmut) verursacht.
Die Krankheit verläuft langsam. Erste Symptome wie Lethargie, blasse Schleimhäute, Gewichtsverlust und Gelbsucht sind unter Umständen erst nach Jahren feststellbar. Bei schwerer akuter Anämie kann eine Bluttransfusion lebensrettend für die Katze sein; weitere therapeutische Maßnahmen gibt es aktuell nicht.
Die Pyruvat-Kinase-Defizienz wird autosomal rezessiv vererbt. Es existiert ein Gentest, anhand dessen die Zugehörigkeit zu den Genotypen N/N (kein Träger des Defekts), N/PK (heterozygote Träger – gesund, aber potenzielle Vererber von PKdef) und PK/PK (homozygote Träger und Vererber, die auch selbst erkranken) feststellbar ist.
HD / ED und PL (»Patella«)
Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie (HD bzw. ED) sind gemeinhin eher den Hundefreunden ein Begriff. Die Fehlentwicklungen des Hüft- bzw. Ellenbogengelenks können jedoch auch bei Katzen auftreten. Gerade leichte Tiere können dabei trotz vorhandener Defekte durchaus symptomfrei bleiben. Schwere Katzen, bei denen die Gelenke stärker beansprucht werden, zeigen im Laufe der Jahre eher Anzeichen wie Bewegungsunlust, Schmerzen und Humpeln.
Bei der Patella-Luxation rutscht die Kniescheibe durch Druck oder bei Bewegung aus ihrer Fassung oder ist im schlimmsten Fall durchgehend luxiert. Die Katze versucht die herausgesprungene Kniescheibe meist durch Anziehen und Ausstrecken des Beines zu repositionieren und humpelt entsprechend.
Derartige Erkrankungen sind polygenetisch und entstehen aus Häufungen ungünstiger Faktoren, nicht aus einem einzelnen Defekt. Erst ihr Zusammenspiel während des Wachstums der Katze führt zur Entwicklung der Probleme.
Es ist sinnvoll, Zuchttiere vorsorglich auf HD, ED und PL röntgen zu lassen, um zu verhindern, dass Risikofaktoren wie abgeflachte Beckenpfannen, Fehlbildungen der Kniescheibe und andere Skelettveränderungen weitervererbt und dabei zunehmend addiert werden. So können nämlich aus Verpaarungen scheinbar gesunder Tiere Nachkommen entstehen, die im Laufe ihres Lebens schmerzhafte Probleme mit den Gelenken entwickeln, deren Behandlung unter Umständen schwierig und kostspielig wird.
Gesundheitstests in der Katzenzucht
Nicht alle diese Erkrankungen treten bei Coonies zu Hauf auf. Durch die verfügbaren Testungen sind die meisten von ihnen relativ einfach zu vermeiden und langfristig auszumerzen. Aber: Dafür müssen Züchter auch zu ihrer Verantwortung stehen und diese Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge nutzen! Wer Tiere verpaart, ohne vorher zu prüfen, wie es um Gesundheit und Erbmaterial steht, setzt unter Umständen Kitten in die Welt, die nur ein kurzes, schmerzvolles Leben vor sich haben und dann elendig eingehen. Das ist ein Verbrechen an den wehrlosen Lebewesen, die unter diesen Machenschaften leiden müssen!
Es steht außer Frage, dass diese Testungen Geld kosten. Pro Gentest müssen aktuell gut 40 bis 60 Euro hingeblättert werden. Dazu kommen Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Das alles pro Zuchttier – natürlich haut das rein! Katzenzucht ist aber auch kein billiges Hobby, das man mal so nebenbei betreiben kann. Tiere sind keine Spielzeuge, mit denen man mal eben halbherzig Gott spielen kann.
Die Tierheime sind voll bis oben hin. Menschen verlieren das Interesse an ihren Hausgenossen und schieben sie ab. Umstände ändern sich, Tiere müssen abgegeben werden. Halter sterben und kein Verwandter möchte die hinterbliebenen Vierbeiner aufnehmen. Die Kastrationspflicht ist weit davon entfernt, flächendeckend durchgesetzt zu werden und Katzen vermehren sich immer noch unkontrolliert. Menschen informieren sich nicht (oder sind völlig beratungsresistent) und meinen, sie täten ihrem Tier mit »einmal Babies« einen Gefallen. Es gibt so, so, so viele Katzen dort draußen! Die Entscheidung, noch mehr davon in die Welt zu setzen, sollte entsprechend wirklich wohlüberlegt und durchdacht sein.
Willst du Maine Coons oder eine andere Rassekatze züchten? Dann tu alles, um den haarigen kleinen Erdbewohnern die bestmöglichen Voraussetzungen für ein gesundes, katzengerechtes Leben mitzugeben. Oder lass es!
Die Verantwortung des Katzenkäufers
Nicht nur Züchter tragen Verantwortung. Auch wer eine Katze adoptieren will, steht in der Pflicht, sich Gedanken zu machen.
Wer eine Rassekatze möchte und sich auf die Suche nach einem Kitten begibt, muss bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen. Denn verantwortungsbewusste Zucht kostet Geld. Und den Aufwand, den der Züchter mit Stammbaumforschung, Gesundheitsvorsorge und Pflege aller seiner Tiere tragen (und bezahlen!) muss, möchte er naturgemäß zu einem fairen Anteil entschädigt bekommen.
Wenn du eine Maine Coon Katze haben möchtest, aber erwartest, ein Kitten für maximal 300 Euro zu bekommen: Lass es. Ehrlich.
Entweder du machst dich im Tierschutz auf die Suche nach einem älteren Coonie, der sein Zuhause verloren hat (auch er verdient ein neues Heim!) – oder du sparst noch eine Weile auf ein Kitten vom richtigen Züchter. Mit der Unterstützung eines Vermehrers, der sämtliche Gesundheitstests ignoriert und Katzen nach Optik verpaart (und die Nachkommen so guten Gewissens billiger verkaufen kann), trägst du deinen Teil zum Tierleid bei. Und nein, das ist (leider) nicht übertrieben. So kam es überhaupt erst dazu, dass die Coonies kränker und kränker wurden.
Fazit
Dieser Artikel dient nicht dazu, dass du fortan jedem Züchter eine Briefbombe sendest, wenn auf seiner Homepage nicht die Rede von sämtlichen dieser Krankheiten ist. Es ist auch nicht so, dass jeder Maine Coon Züchter ein verachtenswerter Vermehrer ist, wenn seine Tiere nicht auf ED geröntgt wurden. Manche Tests sind durchaus Ermessenssache: Wichtig ist aber, dass ein Züchter von Maine Coon Katzen mit allen diesen Erkrankungen etwas anfangen und dir Auskunft über den Status seiner Tiere diesbezüglich geben kann.
Und auch als Maine Coon Halter ist es sinnvoll, die gängigen Erkrankungen im Blick zu haben. Spätestens wenn deine Katze kränkelt und du beim Tierarzt auf diese Probleme angesprochen wirst, kann dir dieses Wissen nur helfen. Entweder, weil du genau weißt: Nope, kann nicht sein. Oder, weil vielleicht genau da doch eine Schwachstelle liegen könnte. Denn auch wenn erst im Nachhinein klar wird, dass bei den Eltern eines Tieres keine gute Vorsorge geleistet wurde: Je früher eine Krankheit erkannt wird, desto besser für alle Beteiligten.
3 comments
Hallo liebe Laura und Fellgiganten,
das Thema Krankheiten ist leider bei uns auch akut – bei einem unserer Coonies (wir haben 4 ) wurde jetzt eine geringgradige HCM diagnostiziert.
Gorden wird im Februar 3 Jahre alt und wir hoffen ganz stark, dass er noch einige schöne Jahre vor sich hat.
Seine Eltern sind HCM negativ geschallt – er und seinen Bruder haben wir von einer seriösen Züchterin und trotzdem ist diese Krankeheit aufgetreten.
Wir werden jetzt auch noch den Bruder schallen lassen.
Das kam eigentlich auch nur ganz zufällig raus – Gorden wirkte eines abends etwas ruhig, zurückhaltend und ich hatte den Eindruck, dass er auch etwas schwankte. Am nächsten Tag bin ich mit ihm zur Tierärztin und die hat beim Abhören ein Herzgeräusch festgestellt und auf dem Röntgenbild konnte man dann auch eine Verdickung der Herzkammer sehen. Ich bin mit ihm aber noch zu einer Kardiologin gefahren, um genau festzustellen, in welchem Stadium die Krankheit ist.
Gorden nimmt jetzt jeden Morgen Herztabletten und ist ansonsten echt gut drauf und das bleibt hoffentlich auch ganz lange so!
Liebe Grüße
aus Köln
Oh je – ich hoffe doch auch sehr, Gorden bleibt nach lange so gut drauf! Kann mir den Schock der Diagnose gut vorstellen… Zum Glück hast du so schnell reagiert, dass jetzt gegengesteuert werden kann. Alles Liebe und Gute für euch!
Lieben Dank für diesen ausführlichen Artikel, der Licht ins Dunkel bringt und die Suche nach einem seriösen Züchter erleichtert. Ich habe es auch so erlebt, dass heute zwar mehr Züchter Gentests machen als noch vor 15 Jahren, als wir unsere ersten Maine Coons ins Haus geholt haben. Leider hört es dabei aber auch oft auf, geschallt wird meist nicht. Da wir einen Kater mit nur zwei Jahren (mutmaßlich) an HCM verloren haben, sind wir jetzt besonders vorsichtig, was die Auswahl einer Zucht angeht.