Es ist alles schwieriger geworden. Das Leben, das Menschsein, das Katzenhalten. Inzwischen fühle ich mich steinalt – viel älter als ich’s eigentlich bin. So viele Jahre gibt es diesen Blog schon. Ich war eine andere, als ich ihn begonnen habe. Was aber immer geblieben ist, ist die Liebe zu Katzen (besonders natürlich zu meinen Coonies). Und zu den Menschen, die Tiere so lieben und schätzen wie ich.
Wir sind gespaltener und oftmals aggressiver untereinander als noch vor ein paar Jahren. Ich weiß noch, dass ich dem Hickhack unter Tierfreunden im Internet einmal einen Artikel gewidmet habe… Dieser Besserwisserei und dem Rumgeprolle in Foren und Gruppen, wo eigentlich alle dasselbe Ziel haben: dass es Tieren gut geht. Heute steppt der Bär in jeder Kommentarspalte in jedem Social-Media-Account eines jeden Mediums. Im Kern haben die Kommentatoren auch dort dasselbe Ziel: dass die Zukunft besser wird als die Gegenwart. Nur wie der Weg dorthin aussieht und was besser ist, darüber streitet man sich. Und das zumeist auf Kindergartenniveau.
Was das mit Katzen zu tun hat? Alles und nichts. So irrelevant ein Katzenblog in heutigen Zeiten sein mag, so wichtig bleiben unsere Tiere für uns. Sie sind Leuchttürme in dunkelsten Zeiten. Sie machen die guten Tage noch schöner und die schlechten erträglich. Und ich werde immer lieben, wie schnell man miteinander ins Gespräch und auf eine Wellenlänge kommt, wenn man merkt, dass man einen anderen Tierfreund vor sich hat. Ich weiß nicht, wie viele nette Gespräche ich in den Wartezimmern von Tierarztpraxen und -kliniken schon geführt habe. Wie viele liebe Nachrichten ich online ausgetauscht habe mit Menschen, die meine Katzen so süß fanden wie ich die ihren. Wie freundlich, hilfsbereit und empathisch Menschen miteinander umgehen können, wenn sie wissen, dass sie etwas gemeinsam haben. Sobald man sich auf Augenhöhe begegnet, sich keiner über den anderen erhebt und man sich auf gleiche Interessen und Prioritäten besinnt, wird alles deutlich leichter (und zivilisierter). Ich schätze das sehr. Süße Katzenvideos in den sozialen Netzen sind auch deswegen so schön, weil sich darunter kaum jemand die Köpfe einschlägt.
Inhalt
Schwerer Abschied vom Boss
Weniger gut komme ich mit den Krankheits- und Todesmeldungen anderer Halter zurecht, denn die erinnern mich an das, was ich selbst verloren habe. Ich habe darum sehr lange gebraucht, um mich wieder in die sozialen Netze zu wagen. So steinalt (und nicht selten auch zynisch) ich mich fühle, den Tod von Domenico (unserem Boss) zu verarbeiten, gelang mir nicht besonders gut. Es war wohl der lange Kampf um ihn, den ich dann doch verloren habe, und die immense Bedeutung, die er für mein Leben und meine Entwicklung hatte. Er war immer ein guter Einfluss gewesen, der gute, starke Bär, an dem ich mich irgendwie festhalten konnte. Das Loch, das er hinterlassen hat, war (und ist) gewaltig.
Es dauerte mehr als ein Jahr, bis ein neuer Coonie Buddy und Indy aufmischen durfte. Er heißt Turbo und ist jetzt zehn Monate alt. Die Fellgiganten sind also wieder ein Trio, und Turbo macht seinem Namen alle Ehre. Es geht uns allen besser, und heute überwiegt die Dankbarkeit für all die Jahre, die Domi uns begleitet hat.
Ich lache immer herzlich über das Klischee der verrückten Katzenfrau: „Wie kann man denn ein Tier so lieben?“, fragen viele (vorzugsweise Männer, auch wenn es natürlich auch hier echte Tierfreunde gibt). Sie tun mir immer ein bisschen leid, dass sie diese Art Liebe nicht kennen und vielleicht nie kennen werden. Wenn eine Katze dich als „ihren“ Menschen auswählt, hat sie das nicht auf Basis deiner Worte und irgendwelcher Versprechungen getan, sondern rein aufgrund deiner Handlungen und deines Verhaltens. Menschen lassen sich allzu leicht Honig ums Maul schmieren. Katzen nicht. Deswegen sind Katzenmenschen sich untereinander wohl so schnell sympathisch. Wer innig von einer Katze geliebt wird, kann so verkehrt schon nicht sein, hm?
Katzenhaltung als Luxus?
Katzenhaltung – Tierhaltung generell! – ist inzwischen jedoch ein Luxus geworden, den viele sich kaum mehr leisten können, und diese Entwicklung halte ich für verheerend. Wer halbwegs gescheites Futter kauft, Katzenstreu für seinen Haustiger braucht und dann noch mit dem Fellkumpel zum Tierarzt muss, legt dafür heute ungleich viel mehr Geld hin als noch vor ein paar Jahren.
Ich bin nicht die Sorte Mensch, die jedem Tierarzt in den Allerwertesten kriecht und artig klatscht, wenn wieder der dreifache Satz der ohnehin erhöhten Gebühren für eine nutzlose 5-Minuten-„weiß ich jetzt auch nicht“-Behandlung gefordert wird. Ich halte genau nichts von dem politisierten Mimimi gegen ach so böse Tierhalter und finde gewiss nicht, dass es sich dabei um eine Gruppe handelt, die gemolken und ausgepresst werden darf. Unsere Vierbeiner sind nicht „unnütz“, wir sind es schließlich auch nicht. Es kann auch nicht sein, dass Probleme bei der Versorgung der eigenen Tiere durch die heftige Teuerung mit „Pech gehabt“ und „dafür gibt es doch Tierheime“ abgetan werden. Es geht hier um Lebewesen, die Menschen die Welt bedeuten. Vieles entwickelt sich gerade rückwärts. Wir aber hoffentlich nicht.
Zusammenhalten
Deswegen finde ich den Zusammenhalt unter Gleichgesinnten umso wichtiger. Einerseits, weil wir zusammen lauter sind, andererseits, weil wir uns untereinander unter die Arme greifen können. Das heißt nicht, dass man auf jede dubiose Spendensammlung in den sozialen Netzen reinfallen soll, aber wenn wir nicht aufeinander achten, tut es keiner, denn Tiere haben (leider ähnlich wie Kinder) keine Lobby. Tierhalter schon gar nicht.
Daher: Wenn ihr jemanden kennt, dem die Versorgung seiner geliebten Katze, seines Hundes oder eines anderen Tieres Schwierigkeiten bereitet und ihr die Möglichkeit seht, zu helfen: Macht es. Im Rahmen eurer Möglichkeiten natürlich. Aber oft helfen schon Kleinigkeiten. Ob man mal ein bisschen Futter spendiert, mit dem Hund Gassi geht, auf die Miez aufpasst, wenn ein Klinikaufenthalt ansteht oder Tierarzt-Taxi spielt: Es geht hier auch darum, zu zeigen, dass niemand ganz allein auf der Welt ist. Zu zeigen, dass wir uns bei Weitem nicht so voneinander entfernen, wie manche Kommentarspalten den Eindruck erwecken.
Wer selbst keine Problemfelle kennt, könnte sich einen Verein oder eine Organisation in seiner Nähe aussuchen, die ihm seriös erscheint, und die unterstützen. Und sei es nur, dass man das Futter, das der eigene verwöhnte Tiger dann doch nicht fressen mag, weiterreicht, damit sich jemand anders damit den Magen füllen kann. Es gibt in vielen Orten Tiertafeln, die jenen Menschen helfen, die finanziell in die Bredouille geraten sind und nun Probleme haben, ihre Vierbeiner zu versorgen. Viele Vereine und Organisationen veranstalten Events mit nettem Beisammensein und Waffel- und Kuchenverkäufen: schöne Nachmittage mit Gleichgesinnten, deren Erlöse Tieren zugutekommen. Zoohandlungen wie Fressnapf veranstalten regelmäßig Aktionen, bei denen Sachspenden für lokale Tierheime und Tierschutzvereine gesammelt werden: An Weihnachten beispielsweise kann man sich in etlichen Märkten Fotokarten mit Wunschlisten von einem Weihnachtsbaum pflücken und einem oder mehreren Tieren das kaufen, was gerade benötigt wird. Und wenn man selbst nichts übrig hat, kann man solche Angebote immer noch teilen, damit andere darauf aufmerksam werden. Auch das ist wertvoll.
Tiere sind die besseren Menschen, sagt man. Vielleicht färben sie ein wenig auf ihre Halter ab. Ich nehme Tierfreunde immer noch als nettere, empathischere Menschen wahr, die einen besonderen Blick auf das Leben und die Welt teilen. Vielleicht gehen wir einfach mit gutem Beispiel voran?
2 comments
Hallo Laura (Namensvetterin ),
Ich habe mich gerade riesig gefreut, als ich gesehen habe, dass es mal wieder einen neuen Eintrag gib. Das ist mein erster Kommentar im Fellpuschel-Blog, aber definitiv nicht mein erster Besuch – denn er ist alles andere als irrelevant für mich!
Genau genommen sind die Fellgiganten für mich immer die erste Anlaufstelle, wenn ich irgendwelche guten Tipps, Erfahrungsberichten oder riesenpfotentaugliche Spielkinkerlitzchen suche. Den Blog entdeckt habe ich 2021 (noch in der Findungsphase „Passen Coonies zu uns?“) und habe alles aufgesogen, von deiner genialen und humorvollen Art zu Schreiben bis zu den tollen Fotos von deinen Plüschmonstern.
Ich habe ehrlich mitgeweint, als ich den Abschied vom Boss gesehen habe (und tue es gerade wieder) – ich habe genau zu der Zeit meine Hündin nach 13 Jahren und langer Krankheit verloren, und verstehe deinen Schmerz absolut. Es sind eben doch nicht „nur Tiere“, sondern geliebte Wegbegleiter!
Ihr alle – du, der Boss, Indio, Buddy, Sonny und der Blitz – hattet einen gigantischen Einfluss auf unsere ersten Coonies, die vor genau einem Jahr eingezogen sind. Angefangen bei der Züchterwahl über die Erstausstattung, gutes Nassfutter, das heissgeliebte Fummelbrett und, heute erst, weitere Beschäftigungsideen für die zwei Flitzpiepen.
Dieser Blog, dein großer Erfahrungsschatz und deine ehrliche Art sind mir tausendmal lieber als jede Social Media Gruppe, in denen sich leider oft in den Kommentaren zerfleischt oder faktisch unsinniger Mumpitz verbreitet wird, statt konstruktiv Erfahrungen und Fakten auszutauschen.
Daher: Ich hoffe, du machst hier weiter, allem Schmerz, allen Dummschwätzern und auch den steigenden Kosten zum Trotz. Und ich freue mich schon darauf, Turbo kennen zu lernen
Liebe Grüße
Laura
Hi Laura! Ganz vielen lieben Dank für deine lieben Worte, da geht mir das Herz auf! Und mein tiefstes Mitgefühl für den Verlust deiner Hündin. Ich hoffe, die schönen Erinnerungen überwiegen heute die traurigen und deine Miezen haben wieder ganz viel Leben in deinen Alltag gebracht!
Es hat echt eine Weile gedauert, bis ich über diese Blockade hier hinweggekommen bin, aber jetzt mache ich endlich weiter. So liebe Nachrichten wie deine sind Balsam für die Seele!
Alles Liebe für dich und deine Fellfreunde!
Laura