Katzen sind großartige Tiere. Das steht außer Frage, oder?
Dabei ist es völlig irrelevant, wo Miez herkommt. Die Herkunft eines Tieres beeinflusst seinen Wert, sein Herz oder seine Seele in keinster Weise.
Das bedeutet: Von wo auch immer du eine Katze adoptierst – hinsichtlich des vierbeinigen Gefährten, den du in dein Leben holst, ist keine »Quelle« einer anderen überlegen. Es sind lediglich deine persönlichen Präferenzen, die entscheiden, welche Wahl die für dich richtige ist.
Ein Tier vom Züchter ist genauso toll wie eines aus dem Tierschutz. Punkt.
Trotzdem gibt es diverse Pro- und Kontra-Argumente, nach denen jeder einzelne entscheiden muss, von woher seine Katze stammen soll.
Fakt ist: Entscheidest du dich für eine Rassekatze, bist du moralisch trotzdem niemandem unterlegen. Und ein Tier aus der Tötung macht dich nicht zu Jesus.
Inhalt
Was spricht für Tierschutzkatzen?
Die Tierheime sind voll von Katzen, die aus welchen Gründen auch immer ihr Zuhause verloren haben. Diesen Vierbeinern eine zweite Chance zu geben, ist für Mensch und Tier gleichermaßen ein Geschenk!
Viele Katzen sind mit der Überdosis Artgenossen in den Katzenzimmern überfüllter Tierheime überfordert. Sie stehen unter Stress, vermissen die Zuwendung eines Zweibeiners, der ganz ihnen gehört und dem sie vertrauen und entwickeln so früher oder später Verhaltensstörungen und Krankheiten. Rettest du ein Tier aus dieser Lage, ersparst ihm dieses Schicksal und schenkst ihm ein neues artgerechtes Leben, kannst du dir seiner Dankbarkeit sicher sein.
Jeder Schritt, den diese Katze in deiner Obhut macht, jeder Funke neuer Lebensfreude, der sich entzündet, wird dich stolz machen wie ein frisch gebackenes Elternteil.
Es ist Unsinn, dass im Tierschutz keine Jungtiere oder Rassekatzen zu finden wären. Heutzutage lässt sich mit etwas Online-Recherche auch eine Traumkatze mit Stammbaum aufspüren. Für so ziemlich jede Katzenrasse gibt es spezialisierte Nothilfen, die sich dieser Rasse verschrieben haben (mein liebstes Beispiel an dieser Stelle: Die Maine Coon-Hilfe!).
Auch Kitten landen immer wieder im Tierheim. Man muss allerdings die Augen offen halten und immer wieder den Telefonhörer in die Hand nehmen, wenn man sich bestimmte Eigenschaften bei seinem neuen Schützling wünscht.
Je nach Qualität und finanziellen wie personellen Mitteln des jeweiligen Tierschutzvereins übernimmst du ein Tier aus mehr oder weniger guten Händen. Bei gut organisierten Vereinen bekommst du sehr genaue Einschätzungen des Charakters sowie der Bedürfnisse der dort lebenden Tiere. Kastrationen und Impfungen sind zumeist schon erledigt und bestehende Krankheiten werden bereits behandelt. Du weißt daher in vielen Fällen schon ziemlich genau, worauf du dich einlässt und kannst dich auf deinen neuen Fellkumpel optimal einstellen und vorbereiten.
Zudem wird für die Adoption einer Tierschutzkatze lediglich eine Schutzgebühr fällig, die dazu beiträgt, dass der jeweilige Verein seine Arbeit fortführen kann. Diese bescheidene Gebühr ist in der Höhe nicht vergleichbar mit den Preisen für Rassekatzen aus guter Zucht.
Was spricht gegen Tierschutzkatzen?
Tierschutz ist nicht gleich Tierschutz.
Manche Tierschutzvereine nehmen eine solche Menge von Tieren auf, dass sie eine katzengerechte Unterbringung der einzelnen Vierbeiner nicht mehr leisten können. Die Folge? Infektionskrankheiten boomen. Die Tiere stehen so massiv unter Stress, dass sie psychische Schäden nehmen, die auch später durch liebevolle Adoptiveltern nur mühsam (oder gar nicht mehr) behoben werden können. Die Gesundheitsversorgung ist nicht gesichert. Und ein genauer Überblick über die einzelnen Tiere und ihre Eigenarten ist ab einer bestimmten Anzahl unmöglich zu behalten.
Mit Pech adoptiert man so ein krankes, panisches oder aggressives Tier, das einem im Zusammenleben zunächst mehr Sorgen als Freude beschert. Das ist nicht die Schuld der Katze, sondern die logische Konsequenz der schlechten Bedingungen, unter denen sie leben musste. Ich vertrete die Ansicht, dass sich mit Geduld und Verständnis verdammt viele Probleme in der Tierhaltung lösen lassen – das ist aber gerade für Katzenanfänger unheimlich anstrengend. Und wenn bereits andere Tiere im Haushalt leben, ist ein solches Abenteuer unter Umständen ein riskantes Wagnis für alle Beteiligten.
Dieselben Gefahren (in größerem Ausmaß) birgt die Adoption einer Katze aus dem Auslandstierschutz. »Ein Tier aus der Tötung adoptieren« – gerade unter Hundehaltern vertritt man die Ansicht, dass man dafür einen Orden verdient. Tiere aus Tötungsstationen werden zumeist von deutschen Tierschützern freigekauft – das heißt: Hier fließt Geld. Und wo immer das der Fall ist, wo immer man das unterstützt, gießt man letztendlich Wasser auf die Mühlen. Wieso sollte die massive Vermehrung von Straßenkatzen und -hunden in diesen Ländern gestoppt werden, wenn sich darüber Kohle scheffeln lässt? Wieso sollte da das so dringend nötige Umdenken in der Gesellschaft gefördert werden? Die moralische Überlegenheit, mit der seitens der »Retter« so gern geprahlt wird, ist tatsächlich Unsinn (auch wenn ich absolut jeden verstehen kann, der sich in ein Tier verliebt und es vor einem grausamen Schicksal bewahren möchte).
Das alles soll aber nicht bedeuten, dass es im Tierschutz immer unseriös zugeht. Es gibt großartige Vereine, die für ihre Schützlinge nur das Beste wollen und viel Herzblut investieren, um für jeden einzelnen vom Schicksal gebeutelten Vierbeiner ein großartiges neues Heim zu finden. Denn das verdient jedes Tier: Ein endgültiges Zuhause bei verantwortungsbewussten Zweibeinern, die ihren Fellkumpel lieben, schützen und ihm all das geben, was er braucht. (Cosma Snackies zum Beispiel. Liebe, Verständnis und Party sind aber auch schön!)
Was spricht für Katzen vom Züchter?
Wer sich so richtig in eine bestimmte Katzenrasse verliebt hat und ein solches Kitten adoptieren möchte, der landet zumeist beim spezialisierten Züchter.
Ein verantwortungsbewusster Züchter kennt die Linien seiner Tiere, verpaart nur Katzen, die in puncto Rassestandard, Gesundheit und Wesen die besten Eigenschaften vererben und setzt alles daran, dass der plüschige Nachwuchs unter optimalen Bedingungen aufwächst. Auf Erbkrankheiten wird ebenso getestet wie auf Infektionskrankheiten. Die Jungtiere werden vernünftig sozialisiert und frühzeitig an alles Wichtige für den späteren Alltag beim neuen Besitzer gewöhnt. Ein guter Züchter kennt seine Tiere und orientiert sich an den Wünschen des Käufers und am Charakter der Babys, um für jeden Topf den passenden Deckel zu finden.
Der Vorteil bei der Wahl einer Rassekatze liegt darin, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass das Kätzchen bestimmte (typische) Eigenschaften mitbringt. Wer’s ruhig mag, ist mit Britisch Kurzhaar oder Perser (bitte mit Nase!) gut bedient – wer mit seiner Katze die Teppiche fliegen lassen will, könnte dagegen bei Maine Coon oder Bengal-Katze fündig werden. Zu jeder offiziellen Katzenrasse existiert ein Standard, in dem optische und charakterliche Merkmale definiert werden, die ein Individuum der Rasse mitbringen sollte.
Sinn dabei ist es nicht, Tiere abzuwerten, die mal aus dem Standard fallen. Vielmehr sollen die (guten) Eigenschaften, die eine Katzenrasse ausmachen, möglichst erhalten werden, um ihr Fortbestehen zu sichern – und auch um die Durchsetzung potenziell schädlicher Merkmale zu vermeiden. Ein Tier, das nicht dem Standard seiner Rasse entspricht, wird geliebt wie jedes andere – aber eben nicht zur Zucht eingesetzt.
Was spricht gegen Katzen vom Züchter?
Ähnlich wie bei Tierschutzvereinen kann man auch bei Züchtern so richtig ins Klo greifen. Wenn du den vorherigen Abschnitt aufmerksam gelesen hast, wirst du festgestellt haben, dass verantwortungsvolle Katzenzucht eine Heidenarbeit ist. Leider macht sich die aber nicht jeder!
Wenn du eine Rassekatze vom Züchter adoptieren möchtest, ist es dein Job, in Frage kommende Zuchten auf Herz und Nieren zu prüfen. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass du kranke, nicht-wesensfeste Tiere adoptierst, die aus hirnrissigen Verpaarungen zugunsten des bloßen Vermehrens hervorgingen. »Oh, Leute finden diese Katzenrasse total süß – ich mache mal Fließbandproduktion und verdiene mir eine goldene Nase! Wen juckt schon die Gesundheit? Dass die Viecher krank sind merken die Leute doch erst, wenn sie sie schon gekauft haben!« Mit deinem Geld hast du den »Produzenten« dann erfolgreich unterstützt und zum Weitermachen ermuntert.
Fragen, die du dir bei der Züchtersuche in jedem Fall stellen solltest, sind beispielsweise:
- Ist der Züchter in einem Verein? Bekomme ich beim Kauf eines Kittens einen Stammbaum?
- Kann ich die Elterntiere kennenlernen und mir die Haltungsbedingungen anschauen?
- Sind die Kitten bei der Abgabe mindestens 12 Wochen alt, geimpft, entwurmt und gechipt?
- Sind die Elterntiere auf Infektions- und rassetypische Erbkrankheiten getestet?
- Fragt der Züchter kritisch nach und interessiert sich dafür, wie sein feliner Nachwuchs bei mir gehalten wird?
Kitten von verantwortungsbewussten Züchtern kosten Geld. Der typische Mindestpreis eines Coonie-Kittens liegt beispielsweise bei 600 € – für manche Liebhabertiere muss man allerdings auch über 2.000 € hinblättern. Wenn dieses Geld fehlt, dann komm bitte, bitte, bitte nicht auf die Idee, bei eBay Kleinanzeigen nach Kitten für 250 € zu suchen!
Unterstütze niemanden, der gedankenlos Katzen vermehrt, ohne wirklich Ahnung von der Materie zu haben! Die Leidtragenden sind am Ende immer die Katzen!
Anstatt diesen Menschen für ihre Machenschaften Geld in den Rachen zu werfen, mach dich lieber auf die Suche nach passenden Tieren aus dem Tierschutz. Oder spare auf ein Tier vom richtigen Züchter.
»Adopt – don’t shop!« – Die Wahl zwischen Gut und Böse?
Menschen sind gern politisch korrekt und moralisch überlegen, geben im Zuge dessen aber leider oftmals sehr viel Blödsinn von sich.
Peta will Zuchtverbote, nicht wahr? Also sind Rassekatzen böse – und Rassekatzenbesitzer der Teufel. Oder?
Zuchtverbote würden vielleicht dazu führen, dass verantwortungsbewusste Züchter ihre Arbeit niederlegen. Schwarzzüchter, die von Regeln ja ohnehin eher wenig halten (Vereine haben Regeln – ihgitt!), werden aber gern bereit sein, den dadurch wachsenden Bedarf an Katzen mit bestimmten Rassemerkmalen zu stillen – mit heimlichem Vermehren. Illegal, okay. Aber die Kohle ist’s wert!
Katzen müssen in unseren Haushalten heutzutage nicht mehr großartig arbeiten. Man könnte also argumentieren, dass ein Faible für bestimmte feline Charaktereigenschaften im Kern unnötig ist. In meiner Bude gibt’s nur Wüstenrennmäuse – und die sind Freunde, kein Futter. Was juckt es mich also, welches Temperament und welche Jagdfähigkeiten meine Fellgiganten haben? Kann mir doch egal sein? Katze ist Katze! Oder?
Ich persönlich sehe das anders: Maine Coons beispielsweise sind eine Naturrasse, die durch natürliche Selektion im rauen Klima New Englands entstanden ist – und ich halte dieses Wunderwerk der Natur für absolut erhaltenswert. So wie viele andere Rassen (und Tierarten) auch. Ich gebe bereitwillig höhere Geldbeträge für ein Coonie-Kitten aus, solange ich sicher sein kann, dass der Züchter am Fortbestand der Rasse und an der Gesundheit der Tiere ernsthaft interessiert ist.
Jemand, der wissentlich zwei Halblanghaarkatzen mit unbekannter Genetik und unklarem Gesundheitszustand verpaart, um die Kohle für die produzierten Kitten einzusacken, verdient dafür wiederum keinen Cent – sehr wohl aber eine großzügige Dosis Backpfeifen.
Die Behauptung, Mischlinge egal welcher Tierart seien gesünder als Rassetiere, ist Blödsinn. Ein Perser mit PKD und ein Coonie mit HCM werden keine gesunden Kitten zeugen.
Von natürlicher Selektion kann bei der konstanten Einmischung des Menschen heutzutage keine Rede mehr sein. Bei all den kranken Tieren, die zwar dank moderner Medizin von uns am Leben gehalten, von den jeweiligen Haltern aber allzu oft unkastriert auf die Nachbarschaft losgelassen werden, würde ein Zuchtverbot höchstens dafür sorgen, dass gewissenhaft geplante Verpaarungen gesunder und wesensfester Tiere wegfallen würden. Die Fortpflanzung freilaufender Katzen (auch kranker!) wird nicht tangiert. Schwarzzuchten werden boomen.
Geiles Konzept. Echt.
Rassekatze – woher?
Wenn du eine Rassekatze willst, hast du zwei Möglichkeiten: Du suchst einen seriösen Züchter (und zahlst entsprechend) oder hältst Ausschau in den zahlreichen Tierschutzvereinen (auch wenn du dann womöglich kein Kitten, sondern ein etwas älteres Tier bekommst).
Die Unterstützung eines verantwortungsbewussten Züchters ist letztendlich ebenso Tierschutzarbeit wie die Aufnahme eines Tierheimtieres. Du setzt dich damit für einen respektvollen Umgang mit unseren vierbeinigen Genossen ein.
Ein seriöser Züchter produziert keine Kitten des bloßen Verkaufs wegen. Er hat bestimmte Zuchtziele, weiß, was er tut und behandelt seine Katzen nicht als Teile einer Fabrik, sondern als Familienmitglieder, denen es gut gehen soll. Deswegen geben solche Züchter ihren Nachwuchs auch nicht jedem!
Das genaue Gegenteil von Tierschutz bewirkst du mit dem Kauf eines 250 €-Kittens bei eBay. Damit sagst du ziemlich deutlich, was ein solches Lebewesen dir wirklich wert ist. »Tiere als Billigprodukt? Bin ich dabei! Hauptsache, ich kann sagen, dass ich Rasse XY habe! Der Rest ist egal.«
Dem Vermehrer sagst du gleichzeitig: »Weiter so! Scheiß auf Gesundheitsvorsorge. Scheiß auf Rassestandard. Scheiß drauf, dass du mit Lebewesen handelst. Ich bin zufrieden, wenn ich nur möglichst wenig Geld für deine Viecher bezahlen muss.«
Leider wissen viele Menschen noch immer nicht, was hinter den Billigwelpen und -kitten für ein riesiges Geschäft steckt. Deswegen liegt es mir fern, dir an dieser Stelle einen Vorwurf zu machen, wenn du genau so ein Fellbaby adoptiert hast. Ist jetzt eben so. Natürlich liebst du das Tier trotzdem! Es ist wegen seiner Herkunft schließlich auch nicht weniger wert als irgendein anderer Vierbeiner.
Es geht auch nicht darum, den Moralapostel zu spielen. Falsche Arroganz hat hier keinen Platz. Es geht nicht um Selbstdarstellung – es geht um die Tiere. Deswegen müssen wir versuchen, das große Ganze im Blick zu behalten.
Lebewesen gibt’s schlichtweg nicht im Sonderangebot. Niemals!
2 comments
Danke für deine offenen Worte, die mir aus dem Herzen sprechen. Seit zwei Wochen darf ich meine „Behausung“ mit zwei Coonie-Mädchen teilen ?. Ich habe mich zwei Jahre mit Maine Coons beschäftigt, jede Menge Literatur zu Haltung, Pflege und Wesen (u.a. auch deinen Blog, mit so vielen wertvollen Tipps????) durchforstet, mich auf der Maine Coon Hilfe-Seite umgesehen und verschiedene Züchter in meiner Umgebung schonmal übers Internet „beobachtet“. Kurz, ich war und bin vom Coonie-Fieber befallen. Letztendlich habe ich meine Mädels nun von einer Züchterin, die mir ihre Schützlinge anvertraut hat. Es hätte aber genauso der Tierschutz werden können. Mein vorheriger Kater war aus dem Tierheim. Er hatte kein Vertrauen zu Menschen, als er zu mir kam und ich brauchte ein Jahr, bis ich ihn anfassen konnte, ohne seine Krallen zu spüren…
Es ist so, wie du schreibst, egal, wo die kleine Seele herkommt, sie verdient, geliebt zu werden!
Liebe Grüße
Kati
Hi Kati,
danke für deinen Kommentar! Jep, wo das Tierchen herkommt, ist schlussendlich egal, es wird so oder so mit Liebe überschüttet. Ganz viel Freude mit deinen Mädels!
LG von Laura + Fellgiganten