Nach einigem Hin und Her und »schaff ich’s oder schaff ich’s nicht« war’s am 23. Juni dann doch soweit: Der Fellgiganten-Zweifuß stand bei der Faszination Heimtierwelt 2018 auf der Matte! Mit Chaos im Gepäck und noch einiger Fußballfan-Beschallung im Hinterkopf (man erinnere sich, an diesem Tag spielte Deutschland gegen Schweden – und ich war blöd genug, mit dem Zug zu fahren) stolperte ich am späten Vormittag mit einer lieben Freundin aus der S-Bahn direkt an der Haltestelle am Areal Böhler in Düsseldorf. Keine allzu schöne Gegend, wie wir feststellten, als meine Genossin schon nach zwei Schritten über eine zerbrochene Wodka-Flasche stolperte. In der Messehalle angekommen, wurden wir aber prompt von ganz viel Trubel, Tierfreunden und Tierkrempel begrüßt!
Die Faszination Heimtierwelt war nicht die erste Tiermesse, die ich besucht habe, aber die erste, zu der ich freundlicherweise eingeladen wurde. Ob der Besuch sich für meine Begleitung, meine Fellmonster und mich gelohnt hat und ob ich den Besuch einer Faszination Heimtierwelt 2019 empfehlen würde? Das erfährst du in diesem Bericht!
Inhalt
Das Angebot
Auf ca. 8.000 Quadratmetern Steampunk-Industrieflair tummelten sich um die 130 Aussteller aus den verschiedensten Bereichen. Neben handgefertigtem Zubehör für Wuff und Miez, den obligatorischen Futterständen, einer kleinen Aquaristik-Abteilung und Informationsangeboten verschiedener Tierschutzorganisationen wartete die Faszination Heimtierwelt mit Bühne und Aktionszirkel für verschiedene Show-Acts, Aktionen und Fachbeiträge auf.
Am meisten Stoff gab es auf der Messe sicherlich für die Hundefreunde. Gerade handgefertigte Leinen und Co. gab es an diversen Ständen zu erstehen und das Programm des Aktionszirkels drehte sich mit Vorstellungen von Zughundesport, Hütearbeit, Rettungshunden, Giftködersuchhunden, Opferschutzhund Peng und diversen Workshops zu Hundetraining und -beschäftigung zu 100% um unsere caniden Mitbewohner.
Als Katzenliebhaber kam man durch diverse Futter- und Zubehörstände auf seine Kosten. Dazu gab es Fachbeiträge zur Katzenfütterung und dem Umgang mit Katzensenioren von einer gewissen Miriam Kuhl, die am Sonntag außerdem einen Workshop zu DIY-Katzenspielzeug anbot.
Kaninchen- und Nagerfreunde waren bei den Ständen von diversen Organisationen zum Schutz von Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen an der richtigen Adresse. Der artgerechten Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen wurden auch jeweils Beiträge im Fachforum gewidmet.
Dank der Aqua-Lounge, in der Workshops und Vorstellungen zum Thema Aquascaping stattfanden, gab’s auch für Aquaristiker was zu sehen.
Als vogelspinnenhaltender Terrarianer habe ich mich über den Stand der Deutschen Arachnologischen Gesellschaft gefreut, viel mehr gab’s hier aber nicht zu gucken. Außer Info-Angeboten für Welli-Fans und Wildvogelfreunde waren Vögel auf der Messe wenig repräsentiert. Dasselbe galt für Pferdethemen.
Artenübergreifend gefiel mir dafür besonders der Stand der Anwaltskanzlei Ackenheil, die sich auf Tierrecht spezialisiert hat. Auch auf der Bühne gab es hierzu einen Beitrag, wo das Publikum Fragen zum Thema stellen konnte.
Unser Messe-Rundgang
Nachdem meine Begleitung ihren Aufenthalt mit einem Besuch der (laut ihr sehr sauberen) Toiletten eingeläutet und ich (noch leicht überfordert) den Hallenplan studiert hatte, starteten wir unseren ersten Gang mit einem Blick auf einen Futterstand.
Kaufen Sie!11elf
Es ist schon so: An den Ständen soll natürlich verkauft werden. Und das spürt man auch. Der hier zuständige Herr fing in Sekundenschnelle an, das Datenblatt eines mir bis dato unbekannten Katzennassfutters herunterzubeten. Auf meine mäßige Begeisterung reagierte er mit der Vorstellung des zugehörigen Katzentrockenfutters – und als ich mich bedankte und sagte, dass ich von Trockenfutter nichts halte und entsprechend lieber kein Probierpaket kaufen möchte, schrammten wir nur knapp an einer Grundsatzdiskussion vorbei. »Gar kein Trockenfutter?« Nope. Gar kein Trockenfutter. Ich fürchte, Verkäufer und ich unterstellten uns hier gegenseitig eine Mischung aus Arroganz und Beratungsresistenz.
Fachforum und Kunsthandwerkermarkt
Im Unterschied zum türkischen Basar laufen einem in Deutschland die Verkäufer glücklicherweise (noch) nicht hinterher. Also ging’s weiter. Mit dem Hallenplan in der Hand verschafften wir uns zuerst einen Überblick, was uns hier alles erwartete.
Erstes Fazit: Viel!
Die Messe war gut besucht und es gab verdammt viel zu sehen. Wir wuselten zunächst eher ziellos von Stand zu Stand und blieben dabei vorzugsweise an bunten handgefertigten Hundehalsbändern hängen – schließlich ist meine Genossin Halterin eines halbstarken Weißen Schweizer Schäferhundes.
Auf der Bühne hörten wir ein Weilchen Simone Sombecki zu, die über Tierschutzarbeit referierte. Danach erzählte Miriam Kuhl von physiologischer Katzenfütterung – offen gestanden ließen wir uns jedoch abermals vom Angebot auf dem Kunsthandwerkermarkt nebenan ablenken. Dieses Mal waren es vor allem die Holzartikel von Deko7.com und die Pferdehalfter von Taustil.de, die am Schimmel meiner Begleitung allesamt extrem schick ausgesehen hätten!
Das Angebot hier war der helle Wahnsinn. Die Leute waren nett und unaufdringlich, dabei aber auch stets zu Plaudereien aufgelegt, die bunte Atmosphäre unter den tierliebenden Bastlern insgesamt mehr als angenehm und das, was hier verkauft wurde, strotzte wirklich vor Liebe zum Handwerk – und zum Tier. Großartig!
Ausflug in die Ernsthaftigkeit: Tierkrematorium Rosengarten
Ein bisschen irritiert waren meine Freundin und ich, als wir von einem Mann mit überdimensionalem Holzwürfel angesprochen wurden, der uns zur Teilnahme an einem Würfel-Gewinnspiel ermunterte. Nicht wegen des Gewinnspiels an sich – sondern weil man um Guthaben für eine spätere Tier-Einäscherung spielte. Meine Genossin mit Hunde-Teen und Pferdchen, ich mit meinen beiden Jungkatern… An den Boss mit seinen neun Jahren wollte ich gar nicht denken. Wir waren nicht gerade versessen darauf, uns jetzt mit dem Tod unserer Herzbuben auseinanderzusetzen. Zudem sind meine beiden Rennmaus-Ladys Root und Shaw mittlerweile beide verstorben. Root fand ich wenige Wochen nach der erfolgreichen Vergesellschaftung mit den Schwestern Carter und Control (und kurz vor dem Messetermin) tot im Nagarium. Auch der Verlust einer Rennmaus tut weh – Liebe kennt nämlich keine Körpergröße.
Als meine Freundin dann noch nachhakte, wie es mit der Einäscherung von Pferden aussehe und wir (nach Vorwarnung) eine Beschreibung der dafür nötigen Zerstückelung des Tieres bekamen… Lassen wir das.
Abgesehen davon, dass ich das Gewinnspiel als leicht makaber empfand, ist die Arbeit vom Tierkrematorium aber gut und wichtig und ein Info-Stand auf der Messe sicher keine schlechte Idee.
Der Aktionszirkel
Zur Rückbesinnung auf die schönen Seiten der Tierhaltung stiefelten wir quer durch den großen Stand des Messe-Sponsors zookauf, wo es die üblichen Verdächtigen an Tierfutter und -zubehörmarken gab, und warfen im Anschluss einige Blicke auf die Verkaufsstände weiterer großer Namen wie Wolters, Hunter, Nobby, 4 Pets, Applaws und Vet-Concept.
Im Aktionszirkel erhaschten wir noch letzte Blicke auf die Vorführung der Rettungshundestaffel der Aachener Johanniter. Dogs with Jobs – cooler geht’s für mich kaum noch und entsprechend fand ich das Programm dort extrem spannend. Auf die Rettungshundearbeit folgten Hütehunde in Aktion und wir holten uns einen Kaffee, um uns mit Blick auf wuselnde Laufenten in Zirkelnähe zu parken. Dabei traf ich dann glatt noch eine liebe Leserin, die die Messekarten im Fellgiganten-Gewinnspiel gewonnen hatte. Schön war’s, ich hab mich gefreut!
Und für Katzen?
Nach einer Weile Plauderei starteten meine Genossin und ich einen erneuten Messe-Rundgang – diesmal mit dem Ziel, Katzenkram abzuchecken. Davon hatten wir nämlich zu dem Zeitpunkt noch nicht so wahnsinnig viel gesehen.
Highlight: Angeln mit Straußenfedern
Auf der Suche nach einem der rar gesäten Mülleimer für die Kaffeebecher stolperten wir einem Herrn mit wehender Katzenangel in die Fänge. Ich war sofort angefixt von den riesigen Straußenfedern, die es an seinem Stand als Anhänger für Teleskopangeln zu kaufen gab. Auf meine Frage nach der Haltbarkeit dieser Spielzeuge versicherte der Herr vom Katzenshop Meyer mir, dass die Haare der Federn so fein wären, dass Miez sie kaum richtig zu fassen kriegt – und die Kiele seien so elastisch, dass ein Durchbrechen fast unmöglich wäre. Tja, klang doch nach einem idealen Mitbringsel für meine Coonie-Boys!
Die Teleskopangel aus dem Shop lässt sich ganz easy auf bis zu zwei Meter Länge ausziehen. Natürlich musste ich das gute Stück im Zug nach Hause bringen und erntete dabei einige skeptische Blicke, doch was soll ich sagen: Vor allem Indio ist maßlos begeistert von dem neuen Spielzeug! Die Straußenfeder hat trotz grobem Kater-Play bisher vielleicht eine Handvoll Haare gelassen… Nicht der Rede wert. Der Anhänger aus mehreren Federn ist empfindlicher, klingt beim Flug durch die Luft aber tatsächlich verdächtig nach einem fliegenden Vogel. Cool!
Bunt, bitte! SammyMerlin Tieraccessoires
Gleich danach ging’s weiter: Wir blieben am Stand von SammyMerlin hängen, wo es neben selbstgemachten Halsbändern für Hund und Katz auch, äh, nennen wir’s mal Duft-Spielzeug für Miezen gab. Das quietschbunte und liebevoll handgefertigte Sortiment des sympathischen Duos wirkte sowohl auf meine Freundin als auch auf mich magisch anziehend und ich ertappte mich beim Gedanken, dem Boss eine schicke Fliege für die nächste Foto-Session zu verpassen… Ich blieb dann aber doch am Stinke-Buffet kleben und bekam einen richtig schnieken Kicker mit Baldrian-Catnip-Mix für meine Fellbomben zum Testen. Fazit: Mein Trio ist begeistert!
Katzenfutter!
Nach dem Trockenfutter-Debakel zu Beginn war ich in puncto Tierfutterstände erst ein wenig skeptisch, habe mich dann aber doch überwunden und umgesehen. Neben BARF-Ständen (»äh, muss das Würfelform haben?«) und diversen bekannten Herstellern waren auch Newcomer vertreten. Gut gefallen hat mir hier beispielsweise GoodyCat – ein junger Futtermittelhersteller, der den Blick auf das Wesentliche legt: Fleisch. Also, artgerechte Katzenernährung. Nass, fleischig, voll deklariert. Geht doch!
Und sonst so?
Sehr cool waren die zu bewundernden Ausstellungsstücke der Robusta-Kratzbäume. Coonie-Sicherheit wurde mir am Stand garantiert! Ich bin zwar kein Schwergewicht, wiege aber doch mehr als ein Coonie-Kater – und mich hat so ein Bäumchen beim Dranhängen problemlos ausgehalten.
Für’s leibliche Wohl der shoppenden Zweibeiner war übrigens am Fachforum gesorgt – da gab’s unter anderem (ziemlich teuren) Tomate-Mozzarella-Salat, den wir während des Talks mit dem erwähnten Tierrechtsanwalt vor der Bühne verdrückt haben. Die Rechtslage, die dort zu manchen Fragen erläutert wurde, war doch ziemlich ernüchternd. Um ein Standardthema aufzugreifen: Auch wenn Tierhaltung in Mietwohnungen heute nicht mehr direkt verboten werden kann… Wir wissen doch alle, dass sich in der Hinsicht nichts ändert. Dann kriegst du die Wohnung eben nicht – oder musst raus. Es wird immer einen Haufen Menschen geben, die von unseren vierbeinigen Kumpels nichts wissen wollen.
Wie auch immer. Am Stand von Emmy und Pepe konnten wir am Ende dann doch nicht einfach so vorbeigehen: Schäferhund Falco bekam hier ein stylisches Rocker-Halsband (und Rinderlungen-Drops). Und ich bin sicher: Wären wir noch dreimal über die Faszination Heimtierwelt 2018 getigert, wir hätten noch mehr entdeckt – und noch mehr gekauft!
Fazit: Faszination Heimtierwelt 2019?
Eins steht fest: Nächstes Mal muss ich viel, viel mehr Zeit mitbringen. Bei der riesigen Auswahl an Ständen findet man bei jedem neuen Blick mehr, das es wert wäre, genauer unter die Lupe genommen zu werden… Und wenn man dann noch ein paar Termine vom Programm in Fachforum oder Aktionszirkel mitnehmen will, kann’s durchaus eng werden. Auch wenn ich für mehr Mülleimer und weniger Penetranz seitens mancher Aussteller plädiere, bin ich insgesamt sehr happy, dabei gewesen zu sein.
Für uns Katzenfreaks wären ein paar mehr Angebote noch cool gewesen. Auch mit Katzen kann man richtig Party machen, Beiträge zur Katzenbeschäftigung fände ich also beispielsweise großartig! Die kommt in vielen Haushalten noch zu kurz. Und da mich gerade der Kunsthandwerkermarkt extrem begeistert hat, hoffe ich bei einer Neuauflage im nächsten Jahr sehr darauf, dass wieder viel (oder gern noch mehr!) Katzenkram dabei sein wird.
Unschwer zu erraten, dass ich absolut offen für eine Faszination Heimtierwelt 2019 wäre, hm?
Die Atmosphäre auf der Messe, die Gespräche gerade mit den kleineren Ausstellern und das Zusammensein mit einer bunten Horde Tierfreunde haben sehr viel Spaß gemacht. Und die Fellgiganten? Die sind auch zufrieden. Beweise gefällig?!